Diesen Sonntag stellen wir euch mit «Nazo no Kanojo X» eine romantische Komödie vor, die neue Wege beschreitet und definitiv empfehlenswert ist – unter einer Bedingung.
Die 13-teilige Serie entstand 2012 und basiert auf einem Manga. Regie führte Ayumu Watanabe. Nach Deutschland hat es der Titel bislang leider noch nicht geschafft.
Darum geht es in «Nazo no Kanojo X»:
Eines Tages kommt eine merkwürdige Austauschschülerin in Tsubakis Klasse: Urabe Mikoto. Sie ist eine Einzelgängerin, deren Hobby es ist, während der Pausen zu schlafen. Als Tsubaki eines Tages aus Neugier ihre Spucke «probiert», wird er daraufhin krank. Das einzige Gegenmittel ist eine tägliche Dosis Spucke von Urabe. Es dauert nicht lange und die beiden werden ein Paar. Nach und nach kommen noch andere ungewöhnliche Hobbies von Urabe zu Tage. Sie trägt z.B. die ganze Zeit eine Schere in ihrer Unterhose und kann damit meisterhaft umgehen.
Handlung:
Es gibt doch nicht Erotischeres als den Speichel der Mitmenschen. Nein? Denn genau das ist das wohl zentrale Plotelement von «Nazo no Kanojo X». Trotzdem sollten die vermutlich vielen Befremdeten unter Euch den Anime nicht sofort in die Ecke des ekeligen Mülls stellen, euch würde eine sehr gelungene Serie entgehen. Auch ich war zugegeben am Anfang wegen der Thematik skeptisch, doch meine Bedenken konnten schnell zerstreut werden.
Der Anime ist im Grunde episodisch. Doch trotzdem fühlt er sich wie ein homogenes Gebilde an und man fiebert daher stets der nächsten Folge entgegen. Dabei macht die Handlung nach einiger Dynamik am Anfang keine großen Sprünge mehr, spannende Twists und eine tiefgründige Story darf man hier also nicht erwarten.
Ein überaus positiver Aspekt des Werks ist tatsächlich der Speichel als relevanter Teil der Geschichte! Denn dies hebt den Anime aus der Masse der Standard-Romcoms und macht ihn in gewisser Weise einzigartig. Es gelingt den Machern tatsächlich, dass auch bei den Spucke-Lutsch-Szenen kein Ekel aufkommt, man diese bisweilen sogar selbst als erotisch wahrnimmt. Allgemein spart die Serie zweifellos nicht mit erotischen Fantasien und Fanservice. Dies ist in der Regel nicht so wirklich mein Fall, aber glücklicherweise entpuppen sich diese Elemente als weit sympathischer und reizender als der plumpe 08/15-Ecchi vieler heutiger Animes. Trotzdem steht eine Fokussierung von «Nazo no Kanojo X» auf den männlichen Zuschauer außer Frage. Das soll nicht heißen, dass einige unserer weiblichen Leser sich nicht auch für die Serie erwärmen könnten. Aber man merkt die Intention des Autors eben docht deutlich, Urabe zum Gefallen der (männlichen) Zuschauer zu konzepieren. Auch die quasi ausschließliche Beleuchtung der Gedanken Tsubakis, ohne sich großartig in die erzählerische Perspektive seiner Freundin zu begeben, passt da ins Bild. Dies ist einerseits etwas schade, andererseits wäre sonst die mysteriöse Aura Urabes schnell verflogen, was genau aus diesem Grund gegen Ende des Animes auch ein Stück weit geschieht. Überdies wird so eine sehr detaillierte Darstellung der Gefühle und Gedanken des Protagonisten ermöglicht. Eine große Stärke der Serie liegt definitiv darin, diese auch metaphorisch zu vermitteln, etwa durch seine Träume, die Bebilderung oder die Musik.
Charaktere:
Wie eigentlich jede romantische Komödie lebt «Nazo no Kanojo» von seinen Charakteren. Der Hauptheld Akira Tsubaki ist ein glaubhaftes Beispiel eines verliebten 17-Jährigen. Vielleicht etwas pervers, vielleicht etwas schüchtern, aber dennoch immer sympathisch. Die recht realistische Darstellung seiner Liebe und Unerfahrenheit und den darus resultierenden Gedanken und Handlungen ist bemerkenswert. Nur wenigen anderen Animes gelingt das ähnlich gut. Sein Schwarm Mikoto ist dagegen völlig unkonventionell und bleibt daher nachhaltig im Gedächtnis. Ihr Scherenfetisch, ihr sehr spezielles Verständnis von einer romantischen Beziehung, ja generell ihre Charakterzüge bereiteten dem Zuschauer großen Spaß und machen Urabe zu einer der bemerkenswertesten Figuren, die das RomCom-Genre bislang hervorgebracht hat.
Musik:
Musikalisch punktet der Anime auf ganzer Linie. Der Soundtrack ist stimmig und treffend, die Stücke meilenweit über dem Durchschnitt, unkonventionell, neuartig und zugleich eingängig und irgendwie doch vertraut. Ich würde sogar soweit gehen, den Score als einen der besten der letzten Jahre zu bezeichnen. Auch Opening und Ending tun sich positiv hervor und fügen sich mit ihrer wohlig-warmen Art perfekt in das Ambiente der Serie ein.
Bild:
Die grafische Inszenierung kann ohne Bedenken als gelungen bezeichnet werden. Animationen und Zeichenqualität bewegen sich auf recht hohem Niveau und kombinieren gewissermaßen neue und klassische Stile. Durch das Spiel mit Lichtern und Farben wird die Stimmung jeweilige Szene gelungen unterstrichen und insgesamt eine wunderschöne einzigartige Atmosphäre erzeugt, die den Zuschauer schnell in ihren Bann zieht. Warm und sympathisch, aber trotzdem irgendwie mysteriös.
Fazit:
Wer an Romcoms seinen Gefallen findet, kommt um “Nazo no Kanojo X” eigentlich nicht herum. Die Innovativität, der interessante Storyansatz, die überzeugenden Charktere und die charmante, von Bild und Ton getragene Atmosphäre machen den Anime zu einem rundum gelungenen Werk. Gerade wer in dem verbrauchten Genre nach etwas Neuem sucht, sollte der Serie unbedingt eine Chance geben – trotz der vermutlich vorliegenden Skepsis gegenüber der behandelten Thematik.
Quelle: aniSearch (Inhaltsangabe)