Auf der AnimagiC 2024 durften wir uns mit dem japanischen Synchronsprecher Ryo Horikawa unterhalten! Im Interview mit MAnime verrät er unter anderem seine Lieblingsszene aus «Detektiv Conan» und gibt Einblicke in den Aufnahmeprozess …
Schon bald feiert der bereits 27. «Detektiv Conan»-Film, welcher den Titel «Das 1-Million-Dollar-Pentagramm» trägt, seine deutsche Kinopremiere. Dies nahm sich der Publisher Crunchyroll am vergangenen Wochenende zum Anlass, um zwei ganz besondere Ehrengäste im Mannheimer Rosengarten zu begrüßen: Kappei Yamaguchi, den Originalsprecher von Shinichi Kudo und Kaito Kid, sowie Ryo Horikawa, welcher in der japanischen Fassung Heiji Hattori seine Stimme leiht.
Wir hatten die große Ehre, ein Interview mit Herrn Horikawa über seine Rolle in «Detektiv Conan» zu führen. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
Interview mit Ryo Horikawa:
Als die Animeserie 1996 erstmals ausgestrahlt wurde, konnte niemand ahnen, dass sie mehrere Jahrzehnte lang fortgesetzt werden würde. Zu welchem Zeitpunkt wurde Ihnen klar, dass Sie noch viele Jahre an diesem Synchronisationsprojekt arbeiten würden?
Es ging immer weiter und weiter und weiter … Aber das ist sehr aufregend, und ich bin sehr froh über diesen Job, über dieses Programm, darüber, an den Filmen und der Fernsehserie mitzuwirken, an so vielen Dingen … Ich bin sehr glücklich, hier zu sein.
Ich habe anfangs allerdings nicht gedacht, dass die Serie so lange weitergehen würde. Der Zeitpunkt, an dem mir das Gegenteil bewusst wurde, war vielleicht drei oder vier Jahre nach Beginn. Zu dieser Zeit dachte ich „Oh, es geht immer weiter “, dann wurden es zehn Jahre und immer mehr und mehr … (lacht) Ich weiß es nicht, aber … ich will es einfach genießen.
Wie haben Sie damals den Casting-Prozess für Heiji erlebt?
Der Osaka-Dialekt hat bei der Besetzung sicherlich eine Rolle gespielt. Es ist kein Standardjapanisch, sondern die Sprache der Region Osaka. Ich denke, das wurde so gesehen: Ich konnte die Rolle von Heiji Hattori übernehmen, wahrscheinlich weil ich aus Kansai stamme, genauer gesagt aus Osaka, und daher ist der Akzent sehr nah dran.
Ich habe vorher bereits bei anderen Werken mit Herrn Aoyama (Anm. d. Red.: Gosho Aoyama, Autor von «Detektiv Conan») zusammengearbeitet. Als ein Charakter, der den Osaka-Dialekt spricht, auftauchte, dachten sie möglicherweise: „Oh! Moment mal. Kam er nicht aus Osaka?“ Und so kam es vielleicht dazu, dass ich ausgewählt wurde.
(Kurze Pause) Vielleicht. (lacht)
Hat sich der Ablauf der Synchronisation für «Detektiv Conan» im Laufe der Zeit verändert? Hat zum Beispiel der Übergang von der Cel-Animation zur digitalen Produktion im Jahr 2002 die Aufnahmesitzungen in irgendeiner Weise beeinflusst?
Nein, das hat uns nicht beeinflusst. Für uns Schauspieler war es dieselbe Arbeit. In «Detektiv Conan» lebe ich einfach so gut ich kann das Leben von Heiji Hattori.
Im Gegensatz zu den USA, wo zuerst die Stimmen aufgenommen und dann die Animationen erstellt werden, wird in Japan zuerst das Bildmaterial produziert. Die Schauspieler synchronisieren dann auf dieses fertige Bild. Deshalb ist es auch sehr herausfordernd für mich, weil ich nicht nur den Dialog lippensynchron einsprechen muss, sondern auch mein Schauspiel dem des Charakters auf dem Bildschirm anpassen muss. Und das ist ein sehr wichtiger Punkt beim Synchronisieren.
Wie viele Monate vor dem Kinostart werden die Filme synchronisiert? Wann haben Sie die fertige Fassung des aktuellen Films gesehen?
Die Aufnahmen fanden Ende letzten Jahres statt. Die fertige Produktion habe ich dieses Jahr gesehen … Ja, ich war bei einer Vorpremiere. In welchem Monat war das, vielleicht im Mai oder so ähnlich?
(Kommentar einer Anwesenden:) Im März.
Ja, im März. Als wir die Aufnahmen gemacht haben, habe ich den Film immer nur teilweise gesehen, den fertigen Film habe ich dann im März gesehen.
Gab es beim Lesen des Drehbuchs für den neuen Film Szenen, die Sie überrascht haben?
Hmm, überraschende Szenen … Da der Film hier noch nicht veröffentlicht wurde, ist das natürlich schwierig, aber … Es gibt eine spannende und nervenaufreibende Actionszene mit Heiji in einer Situation, die normalerweise undenkbar wäre. Auf einem … (Spoiler entfernt 😉)! (lacht)
Wie ich bereits sagte, muss ich mein Schauspiel dem des Charakters anpassen, also muss ich mich auch so bewegen wie die Figur auf dem Bildschirm. Das ist sehr wichtig.
Was war Ihre Lieblingsszene oder -episode, die Sie als Heiji aufgenommen haben, und warum?
Was die Filme angeht, so gibt es eine Szene am Ende von «Der purpurrote Liebesbrief», in der Heiji mit Kazuha hinter ihm auf dem Motorrad einen Sprung vollführt: „Kazuha! Wenn du loslässt, bring ich dich um!“ Diese Dialogzeile ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben.
Heiji hat im Laufe der Serie schon mehrmals versucht, Kazuha seine Liebe zu gestehen, bislang jedoch ohne Erfolg. Wie haben Sie sich bei der Aufnahme dieser Szenen gefühlt?
Es baut sich Frustration auf. (lacht) Obwohl sie beide dieselben Gefühle füreinander haben, ist beispielsweise das Timing schlecht, sodass er ihr kein Liebesgeständnis machen kann … In diesen Szenen fühle ich mich dann auch genau wie Heiji.
Gott, komm uns nicht in die Quere! (lacht)
Haben Sie eine Nachricht für die deutschen «Detektiv Conan»-Fans?
Der Film wird hier am 27. August seine Veröffentlichung feiern und ich hoffe, dass ihr unbedingt nicht nur einmal, sondern drei-, vier- oder fünfmal ins Kino geht. Man vergisst nämlich vieles, wenn man ihn nur einmal anschaut.
Vielen herzlichen Dank für das Interview, Herr Horikawa!
Ich habe zu danken!
Wir bedanken uns bei Crunchyroll und Herrn Sahin von der Agentur Cosmocover für die Organisation des Interviews!