«Pokémon Diamant» hat einen neuen Anstrich bekommen. Wir haben das Spiel unter die Lupe genommen: Ist es ein würdiges Remake geworden?
Gameplay
«Pokémon: Strahlender Diamant» ist zweifelsohne ein gutes Spiel. Das liegt aber eher an den bekannten Mechaniken aus den ursprünglichen Editionen. Das Remake setzt zu 95% auf eine originalgetreue Abbildung der Klassiker, ohne aber bekannte Schwachstellen auszugleichen.
Probleme, die hier 1:1 übernommen wurden, sind…
- ein zu kleiner Pokédex
- uninteressante Kämpfe mit oft repetetiven Pokémon
- eine schlechte und unlogische Levelkurve, die gerade zur Mitte des Spiels die Schwierigkeit komplett nimmt
- eine Arena in Herzhofen, die übersprungen wird
- viele Entwicklungsitems erst nach Storyende
Da man sich leider vollends auf die originalgetreue Abbildung von Diamant und Perl fokussiert, hat man auch die ganzen Probleme mit aufgegriffen, die größtenteils durch die Sonderedition Platin bereits behoben wurden.
Die Neuerungen gehen hier eher in Bereich Komfort, ändern aber das Spielgefühl nicht maßgeblich und sorgen teilweise für zusätzliche Kritikpunkte.
- Pokémon können nun hinter dem Trainer herlaufen, die Map ist dafür aber nicht angepasst, sodass sie eher eine Behinderung sind
- TMs lassen sich nur einmalig einsetzen
- Automatischer EP-Teiler verschärft das Level-Problem
- Pokétch nun noch überflüssiger als in den Originalen, durch den fehlenden Zweitbildschirm
Positiv kann man immerhin erwähnen, dass es keine VMs gibt. Das ist allerdings auch keine wirkliche Neuerung mehr, weil es bereits seit einiger Zeit so gehandhabt wird.
Nur der Untergrund, was schon immer die Besonderheit der Spiele ist, konnte wirklich positiv herausgearbeitet und verbessert werden. Es gibt nun Höhlen, in denen man frei herumlaufende Pokémon fangen kann und dabei auch welche, die so auf der normalen überirdischen Karte nicht auftauchen. Doch wieso laufen die Pokémon nur unterirdisch frei rum, während man überirdisch auf das veraltete Random-Spawn-System setzt?
Auch häufige unsichtbare Kanten, gegen die man läuft, trüben das Spielgefühl ein wenig. Etwas mehr Entwicklungszeit, um solche Krankheiten zu beseitigen, hätten dem Spiel wirklich gut getan. Innovation erkennt man leider an keiner Stelle des Spiels.
Grafik
In der Grafik hingegen hat sich einiges getan. Die Kanten sind schärfer, die Farben besser und auch insgesamt wirkt es optisch ansprechender als die in die Jahre gekommenen Haupteditionen. Bei dem Chibi-Look scheiden sich die Geister und auch ich hätte mir einen realistischeren Grafikstil gewünscht, aber trotzdem wirkt es insgesamt modern.
Doch auch hier geht insgesamt mehr und es ist in meinen Augen nicht das grafisch beste Pokémon Spiel geworden. Lets Go Pikachu / Evoli haben die Messlatte da noch ein wenig höher gesteckt und selbst das entspricht noch nicht dem, was heute und auch auf der Nintendo Switch möglich ist.
Pokémon ist und bleibt ein Spiel, das grafisch immer ein wenig hinterher hängt und das hat sich auch hier nicht geändert. Dennoch ist es ein solides Upgrate gegenüber der originalen Spiele.
Dass mehr drinnen gewesen wäre, sieht man aber auch hier im Untergrund, denn die Areale mit frei umherlaufenden Pokémon sind noch einmal bedeutend stärker als die Overworld.
Fazit
«Pokémon: Strahlender Diamant» ist an sich ein gutes Spiel, aber ein eher schwaches Remake geworden. Die Stärken der Sinnoh-Region gehen natürlich auch hier vollends auf, aber als Remake schöpft man lange nicht das volle Potenzial aus.
In der Entwicklung hat man sich stur im Tunnelblick an die Originale gehalten und gar nicht erst versucht, die Schwächen auszubessern und stattdessen alles 1:1 übernommen. Für mich sollte ein Remake immer die ultimative Version des Spiels darstellen, das ist es aber nicht geworden.
Pokémon Platin hat viel mehr richtig gemacht, als die beiden neuen Remake-Editionen. Das Gameplay wurde hier nicht angerührt und auch die Grafik bleibt leider hinter den Erwartungen zurück.
Insgesamt bleibt der Spielspaß dadurch etwas auf der Strecke und als Vollpreis-Titel kann ich «Pokémon: Strahlender Glanz» nur dann empfehlen, wenn man die originalen Editionen nicht mehr besitzt. Es ist leider nur eine etwas aufgehübschte Version geworden, die aber lange nicht das ist, was sie eigentlich sein sollte.
Wir bedanken uns bei Nintendo für die Bereitstellung eines Download-Codes.
