Product Placement ist in Hollywood schön längst gang und gäbe, erstmals in den 1930er Jahren wurde Product Placement in Filmen eingesetzt.
Die neue Werbemethode schaffte 1967 mit dem Film «Die Reifeprüfung», in dem der Alfa Romeo 1600 Duett Spider intensiv beworben wurde, seinen Durchbruch. Mit der Zeit hat das Product Placement eine außerordentliche finanzielle Dimension erreicht, etwa konnte der Film «Stirb an einem anderen Tag» (2002) allein durch das Product Placement für circa 20 Marken rund 120 Millionen Euro erwirtschaften. Filme mancher Regisseure wirken mitunter gar wie eine einzige Aneinanderreihung von Werbespots, zum Beispiel zahlreiche Werke von Michael Bay.
Ein Grund für den zahlreichen Einsatz von Produktplatzierungen ist deren hohe Effektivität, die häufig über den Wirkungsgrad herkömmlicher Werbung hinaus geht. Zu aufdringliche Werbung kann aber auch als störend empfunden werden und somit seine geplante Wirkung verfehlen.
Aber genug des allgemeinen Geredes, schließlich soll es hier um Product Placement in Anime gehen. Produktplatzierungen sind in Anime verhältnismäßig selten, früher gab es dies kaum bis gar nicht, doch seit etwa 2006 lässt sich ein Trend hin zum zunehmenden Einsatz erkennen, insbesondere was Filme und Serien für ein erwachsenes Publikum betrifft . Gleichwohl enthalten auch heute nur eine Hand voll Anime pro Jahr Product Placements. Dies hat verschiedenste Ursachen. Zum einen entstehen Anime ja vollständig am Computer beziehungsweise früher am Zeichenbrett. Requisiten und Kulissen müssen nicht teuer angeschafft werden, sondern können einfach gezeichnet werden. Daher ist man nicht auf Ausstatter angewiesen. Nun sind aber nicht alle Produktplatzierungen in Filmproduktionen schwer und teuer zu organisieren, wie etwa die Flugzeuge aus «Top Gun». Warum sieht man in Realfilmen beispielsweise deutlich häufiger in Wirklichkeit existierende Getränke, als dies in Anime der Fall ist? Einfach, weil es deutlich unkomplizierter ist, reale Massenprodukte zu verwenden als umständlich Sonderanfertigungen zu benutzen (wie will man beispielsweise in einem Realfilm eine Supermarktszene drehen, ohne echte Produkte im Bild zu haben, das würde für die Produzenten aufwendig werden und dem Zuschauer unnatürlich vorkommen!). Des Weiteren wirken echte Gegenstände in nichtgezeichneten Medien deutlich natürlicher und sind unauffälliger integrierbar, wohingegen sie bei Anime leicht herausstechen. Darum selektieren Animeproduzenten die Werbewünsche von Unternehmen deutlich, da die Werbung sonst schnell zu offensichtlich geraten und folglich ihren Zweck verfehlen würde. Nicht zuletzt aus diesem Grund hält sich Produkt Placement in Anime sehr in Grenzen und die Marken sind wenn überhaupt nur kurz zu sehen und quasi nie in die Handlung verwebt.
Einige Unternehmen stechen in der Animewelt durch häufige Produktplatzierungen hervor. Einer dieser Konzerne ist «Pizza Hut». Bereits in zahlreichen Produktionen durften die Charaktere reichlich Pizza der amerikanischen Schnellrestaurantkette verzehren, unter anderem in Code Geass, Darker than Black, dem ersten Magical Girl Lyrocal Nanoha Film oder Maria-sama ga Miteru. Die Pizza Hut Logos wurden in der amerikanischen Version übrigens häufig zensiert, vielleicht hat Pizza Hut U.S. Vorbehalte gegenüber Anime Sponsoring, zum Beispiel in Code Geass könnte der Schritt auch auf die terroristischen Tätigkeit des Protagonisten zurückzuführen sein. Ein weiteres Beispiel ist Pepsi, dessen Cola unter anderem in Yu-Gi-Oh!, Rebuild of Evangelion oder Tiger & Bunny platziert wurde. Der letztgenannte Anime treibt es mit den Produkt Placements auf die Spitze, wobei der exzessive Einsatz in diesem Fall stark parodische Züge trägt.
Opening 1 von Tiger & Bunny:
Im folgenden sind einige Anime mit Product Placement aufgelistet:
- Area 88: Makoto Shinjo benutzt Nikon Kameras und spricht dies sogar in einem frühen Dialog an
- Basquash!: Im Opening des Mecha-Beskteball-Anime wurde das Nike Logo platziert
- Black Lagoon: Während eines Drinkwettbewerbs wird Barcardi Rum gezeigt, Dutch benutzt außerdem eine Heineken Dose als Aschenbecher
- Code Geass: Regelmäßig sind hier Pizza Hut Logos und Pizza des Unternehmens essende Charaktere zu sehen, diese Werbung nimmt aber im Laufe der Serie ab. In einer Szene präsentiert C.C. sogar einen Plüsch Cheese-Kun (japanisches Pizza Hut Maskottchen) Außerdem sind im Anime mehrfach Biglobe Logos zu sehen
- Darker Than Black: Mehrfache Werbung für @Nifty (streamte die Serie ursprünglich), Coca Cola und Pizza Hut
- Digimon Adventure Film: Biglobe Logo auf Computerbildschirmen
- Durarara!! Staffel 2: Shizuo und Tom essen in einem Lotteria Fastfood Restaurant
- Eyeshield 21: Hiruma nutzt ein Sony Vaio Laptop
- Freedom: Instant Nudeln von Nissin Foods die einzige verfügbare Nahrung der Mond- und Erdbewohner
- Ghost in the Shell: Arise: Werbung für Microsoft Surface Tablets
- Ghost in the Shell: Stand Alone Complex: Zeigt erstmals zwei neue Nissan Konzept Autos
- Das Verschwinden der Haruhi Suzumiya: Man sieht und hört kurzeitig einen Windows 95 Computer hochfahren, der außerdem von NEC PowerMate stammt.
- Mehrere Kara no Kyoukai Filme: Es wurde Haagen-Dazs Erdbeereis platziert und sogar in die Charakterentwicklung eingebunden
- Mobile Suit Gundam SEED: Clotho Buer spielt mit einem Bandai WonderSwan.
- Nodame Cantabilde: Alle Pianos der Serie stammen von Yamaha.
- Rebuild of Evangelion: Während die ursprüngliche TV Serie viele «Brand X» Produkte zeigte, werden im Remake, bei dem viele Szenen weitestgehend den Pendants der Originalserie entsprechen, Product Placements statt «Brand X» Produkten an den entsprechenden Stellen benutzt. So wird u.a. für Pizza Hut, Pepsi, Doritos, Yebisu Bier, UCC Coffee, Bandais WonderSwan oder Yamaha geworben.
- Sora O Kakeru Shoujo: Nina, Bou und Min essen in Episode 14 bei Pizza Hut
- Yu-Gi-Oh!: In einer Episode drinkt Mai Valentine Pepsi (in der US Version entfernt). Außerdem wird für Starbucks und verschiedene Konami Spiele geworben
- Tiger & Bunny: Die Serie parodiert das Product Placement. Es sind zahlreiche und sehr offensichtliche Produktplatzierungen vorhanden, die auf der offiziellen Homepage aufgelistet werden: http://www.tigerandbunny.net/placement/index.html
Wichtig ist es gerade in Anime, «Brand X» Platzierungen von Product Placement zu unterscheiden. Ersteres sieht man nämlich auch in japanischen Produktionen recht häufig, hier fließt jedoch kein Geld von einem Konzern. Hierzu werden Produktnahmen erfunden oder existierende Namen und Logos abgeändert. Dies geschieht aus Gründen der Parodie oder aber schlicht, um rechtliche Schwierigkeiten zu vermeiden. Ein vielgenutztes Beispiel ist «WcDonald’s» anstelle von «McDonald’s», symbolisiert durch ein goldenes «W». Ein weiteres Exempel ist Excel Saga mit «Across 2000» als Parodie auf Windows 2000. L und Light aus Death Note nutzen Laptops mit aufgedruckten Bananen (Parodie auf Apple). In Azumanga Daioh sieht man «Abidas» Kleidung. in Sayonara Zetsubou-Sensei wird die Suchmaschine «Qoogle» benutzt. Gravitation hat «Zenny’s» Restaurant (ähnlich wie Denny’s, aber mit mehr Zen). In Steins;Gate wird mehrmals «Dk Pepper» gezeigt.
Auf http://www.anipodium.com/threads/1037-Product-Placement-Werbung-verfälschte-Markennamen-in-Anime sind zahlreiche Anime mit Produkt Placements oder Anspielungen auf reale Marken beziehungsweise Produkte aufgelistet.
Die letzten 6 Bilder sind keine Product Placements, die Logos wurden verfälscht
Fazit: Product Placements sind in Anime nach wie vor eine Seltenheit und das ist auch gut so. Schließlich sind sie in Anime besonders auffällig und deshalb schnell störend und nützen so weder den Werbern noch den Konsumenten. Hält sich die Werbung sehr im Hintergrund, kann sie aber auch durchaus sinnvoll sein, schließlich wollen Anime ja auch irgendwie finanziert werden. Entscheidend ist jedoch, dass die Produkte in die Serie passen, was hat etwa eine Cola in einer Serie mit mittelalterlichem Setting verloren! Dies ist etwa ein Problem bei Microsofts Werbung innerhalb von Ghost in the Shell: Arise: Warum sollte man in dessen kybernetischer Welt noch ein Surface Tablet benutzen!
Quellen: tvtropes.org, moarpowah.com, anime.stackexchange.com, blog.japantimes.co.jp, kotaku.com, anipodium.com, animeprincess.kokidokom.net, wikipedia.org