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Review: «Trigun»

Der Publisher peppermint anime hat dem Klassiker «Trigun» eine Neuauflage spendiert. Ob uns die Serie und die deutsche Umsetzung gefallen hat, erfahrt Ihr im Folgenden.

  • Publisher: peppermint anime
  • Erscheinungstermin: 28.07.2017
  • FSK: Ab 12 Jahren freigegeben
  • Spieldauer: 650 Minuten
  • Genre: Actiondrama
  • Sprachen: Deutsch (PCM2.0), Japanisch (PCM2.0)
  • Untertitel: Deutsch
  • Anzahl Discs: 6
  • Regisseur: Satoshi Nishimura
  • Studio: Madhouse
  • Produktionsjahre: 1998

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Inhalt (8/10)

Auf einem von zwei Sonnen ausgedörrten Planeten fristen Kolonisten aus anderen Zeiten ihr trostloses Leben in kleinen Dörfern, die an den Wilden Westen erinnern. Vash the Stampede lebt in dieser Welt ohne Gesetz und Glauben. Groß, kräftig und mit seinem blonden Stoppelhaar hat man ihm den sympathischen Spitznamen “humanoider Taifun” gegeben. Er wird beschuldigt, ganze Städte ausradiert zu haben, Frauen zu belästigen und vieles mehr. Das Kopfgeld, was auf ihn ausgesetzt wurde, tot oder lebendig, beträgt stolze 60 Milliarden Doubledollar. Nicht umsonst sind ihm daher Meryl und Milly, zwei sehr hübsche Superagentinnen auf den Fersen, um zukünftige Katastrophen zu verhindern. Das Schönste ist jedoch, dass Vash eigentlich ein grundgütiger Pazifist ist, der keiner Fliege etwas zuleide tun könnte; wäre er nur nicht so ein Trampel…

Beurteilung

«Trigun» gilt als Klassiker. Dies liegt bereits in dem Setting begründet. Es wurden Western- und Sci-Fi-Elemente verbunden, was gerade für die damalige Zeit recht innovativ und ausgefallen ist. In den ersten 12 Folgen hat der Anime noch einen weitestgehend episodischen Charakter und die Haupthandlung schreitet nur sehr zögerlich voran. Dass die Serie in dieser ersten Hälfte dennoch gut unterhält, liegt an der witzigen Comedy und den Charakteren, insbesondere dem Hauptcharakter Vash the Stampede selbst. Dieser ist entgegen seinem gefürchteten Ruf überaus sympathisch und trottelig. Aber auch unter den Nebencharakteren sind einige interessante und/oder sympathische Figuren, etwa Meryl, Milly, Knives oder Wolfwood.

Nach den ersten 12 Folgen wandelt sich dann die Serie stark, die Folgen werden zusammenhängend, die Story nimmt kräftig an Fahrt auf, die Stimmung wird düsterer und es kommen reichlich Spannung und Dramatik auf. Viele Fragen rund um den Hauptcharakter und dessen mysteriöse Vergangenheit werden nun nach und nach gelüftet. Nicht selten wird dabei sehr Überraschendes zu Tage gefördert. Vash erlangt so eine große Tiefe und macht eine umfassende charakterliche Entwicklung durch. 

 

Bild (4/10)

In dieser Kategorie liegt zweifelsohne die größte Schwäche von «Trigun». Ich bin ein Freund der Optik alter Animes, schätze die noch von Hand gezeichneten Bilder in Zeiten rein am Computer entstandener Kreationen. Dennoch kann ich diesbezüglich kein allzu freundliches Urteil fällen. Zwar entstand die Serie bereits 1998, doch selbst für damalige Verhältnisse ist «Trigun» nicht besonders schick. Gerade die Hintergründe sind an Detailarmheit kaum zu überbieten. Zusätzlich trüben den Eindruck die vielen Standbilder, selbst bei Actionsequenzen. Positiv hervorheben kann ich hingegen das Charakterdesign, welches sicher nicht meisterhaft, aber meines Erachtens trotzdem ziemlich gut gelungen ist.

Die Bildqualität der Folgen auf den DVDs ist nicht gerade berauschend, oft mangelt es ein wenig an Schärfe und teils wandern auch kleine im Zuge der Digitalisierung eingefangene Schmutzpartikel über das Bild. Dieser Punkt ist allerdings nicht perppermint anime anzulasten, weil die Ursache im Quellmaterial zu suchen ist. Daher gibt es auch im Ausland keine bessere Fassung. Nichtsdestotrotz ist die dürftige Bildqualität freilich schade, schließlich gibt es genügend andere alte Animes aus den 90ern, die weit besser digitalisiert wurden und von denen daher sogar gestochen scharfe Blu-ray-Versionen erschienen sind.

   

 

Musik (8/10)

Das Opening «H.T.» hat mir gut gefallen. Es ist ein rein instrumentales E-Gitarren-Rockstück, funkig, cool und gut die Atmosphäre der Serie einfangend. Dem Ending «Kaze wa Mirai ni Fuku» kann man gewiss nicht vorwerfen, konventionell zu sein. Nichtsdestoweniger konnte es mich nicht überzeugen, es fehlt die Eingängigkeit und der Gesang klingt bisweilen etwas schief.

Der Soundtrack ist gelungen und stimmig, ohne ein Meisterwerk zu sein. Es gibt eine breite Bandbreite an Stücken, viele davon natürlich mit Western- und Country-Elemtenten. Aber auch Rock und Jazz sowie vereinzelt andere Genres sind zu hören. Ingesamt fällt die Musik eher in die Kategorie experimentell und hebt sich stilistisch klar von der Masse ab, wobei es ihr gleichzeitig gelingt, gut mit der Serie zu harmonieren und die gewünschte Atmosphäre zu kreieren. Beispielhaft seien die Lieder «Scattered Rain», «Colorless Sky» und «Gunpowder Tea» genannt.

>> Opening «H.T.»

>> Ending «Kaze Wa Mirai Ni Fuku»

Deutsche Lokalisierung (9/10)

Die deutsche Synchronisation entstand seinerzeit bei den G&G Studios aus Kaarst unter Dialogregie von Christian Schneide. Die Sprecher sind größtenteils treffend besetzt, gerade Stephan Schleberger als Vash, Susanne Dobrusskin als Meryl und Katja Liebing als Milly wissen zu überzeugen. Aber auch viele der Nebenrollen haben passende Sprecher spendiert bekommen, welche die Emotionen gut transportieren. Selbst bei den Statisten – öfters ja ein Problemfeld – hat man sich hinreichend Mühe gegeben.

Wer dennoch lieber auf die japanische Synchronfassung zurückgreifen will, hat natürlich wie gewohnt die Möglichkeit dazu. Beim Timing und der Lesbarkeit der Untertitel sind mir keine Mängel aufgefallen.

Charakter Deutsche Stimme Charakter Deutsche Stimme
Vash the Stampede Stephan Schleberger Vash (jung) Norman Matt
Meryl Stryfe Susanne Dobrusskin Badwick Hans-Detlef Hüpgen
Milly Thompson Katja Liebing Brilliant Dynamites Neon Rolf Berg
Nicholas D. Wolfwood Simon Roden Chapel the Evergreen Gregor Höppner
Rem Saverem Ilya Welter Cliff Schezar Hans-Gerd Kilbinger
Legato Bluesummers Philipp Schepmann Dominique the Cyclops Michaela Kametz
Millions Knives Heiko Obermöller Hoppered the Gauntlet Renier Baaken

 

Verpackung und Extras (7/10)

Die «Trigun»-Komplettbox sticht aus einem Grund gleich auf den ersten Blick im Vergleich zu anderen Anime-Boxen heraus: dem Format. Denn die Gesamtausgabe ist nicht in der üblichen Größe gehalten, sondern im großen DIN-A4-Format. Das sieht zweifellos eindrucksvoll aus, hat aber auch ein Paar praktische Nachteile, denn durch den Formfaktor passt der Karton nicht mehr in jedes DVD-Regal, sodass er zumindest bei mir an anderer Stelle verstaut werden musste. Der Backflyer ist angeklebt, was in meinen Augen keine wirklich glückliche Lösung war. Öffnet man die Box, offenbaren sich zwei Stapel mit je drei handelsüblichen DVD-Hüllen sowie ein DIN-0A4-großes Booklet, dass auf Text nahezu gänzlich verzichtet und stattdessen mit zahlreichen Artworks und Konzeptzeichnungen bestückt ist. Das schöne Booklet ist definitiv ein großes Plus und ja auch für Anime-Verhältnisse, wo man ohnehin oft mit hochwertigen Releases verwöhnt wird, keine Selbstverständlichkeit. Die 6 DVD-Hüllen sind mit Wendecovers ausgestattet, sodass das FSK-Logo im Inneren versteckt werden kann. Nennenswerte digitale Extras gibt es nicht.

Zusammengefasst ist die Ausstattung grundsolide, vor allem das Booklet wertet die Box merklich auf. Allerdings fehlt es ansonsten an Extras (Postkarten, Interviews, Clean Opening & Ending o.ä.). Über den Formfaktor lässt sich streiten, mir persönlich wäre eine übliche Größe lieber gewesen. Den Preis halte ich mit 110€ für recht hoch angesetzt, schließlich veröffentlichen andere Publisher gleich lange Serien mit vergleichbarer Ausstattung teils deutlich günstiger.

 

Fazit

«Trigun» ist ein Klassiker des Mediums-Anime, der die Genres Western und Sci-Fi gekonnt und innovativ miteinander verbindet. Die Serie startet komödiantisch, entwickelt im Verlauf aber auch jede Menge Spannung und Dramatik rund um den sehr sympathischen, unterhaltsamen und tiefen Protagonisten Vash. Die Musik und die deutsche Synchronisation sind gut gelungen und die Ausstattung solide. Bei der Bildqualität hingegen erlaubt sich «Trigun» deutliche Schwächen. Wer Comedy, Western und Sci-Fi  schätzt und kein Grafik-Fetischist ist, sollte dem Anime definitiv eine Chance geben.

 

Bewertung

Inhalt (x3)                                8/10
Bild               4/10
Musik                                  8/10
Deutsche Lokalisierung 9/10
Verpackung & Extras 7/10

Gesamt                               

 7,4/10

Wir bedanken uns bei peppermint anime für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.