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Serientipp der Woche: «Shinsekai Yori»

Diese Woche wollen wir mit «Shinsekai Yori» eine Serie vorstellen, die eher unbekannt ist. Völlig zu zu unrecht, denn der Anime ist eine wahre Perle seines Genres!

«Shinsekai Yori» enstand 2012 bis 2013 in 25 Folgen beim Studio A-1 Pictures und basiert im Unterschied zu vielen anderen Animes nicht etwa auf einem Manga oder einer Light Novel, sondern auf einem Roman des Schriftstellers Yusuke Kishi. Der Titel bedeutet übersetzt soviel wie «Aus der neuen Welt», einer Welt, die sich mehr und mehr als Dystopie entpuppt …

 

Darum geht es in «Shinsekai Yori»:

Eintausend Jahre in der Zukunft hat sich die Zivilisation zurückentwickelt und die Menschen leben versprengt in kleinen Gemeinschaften. Die Menschen dieser Zeit verfügen über telekinetische Kräfte namens Juryoku, die in Abwesenheit fortschrittlicher Technologie auch ihre primäre Hilfs- und Energiequelle darstellen. Nachdem endlich ihr Juryoku erwacht ist, kann sich Saki ihren Freunden in der Schule anschließen, wo ihnen der Umgang mit dieser Kraft gelehrt wird, aber auch Grundsätze der Gesellschaft nähergebracht werden. Immer wieder bemerkt Saki jedoch Seltsamkeiten im Verhalten der Leute und mitunter verschwinden vereinzelt Schüler, was die Frage über die Hintergründe der aktuellen Welt und die Geschehnisse in den vergangenen 1000 Jahren aufwirft.

 

Story:

Das Herzstück von «Shinsekai Yori» ist zweifelsohne der Plot. Die Handlung ist überaus intelligent und steckt voller unverbrauchter Elemente. Die zahlreichen, meist überaus interessanten Ideen sind leider häufig eher fragmentarischer Natur und tragen nicht immer etwas zum erzählerischen Hauptfaden bei. Zwar ist nichts deplatziert oder gar ermüdend, jedoch schlägt sich dies auch in einem etwas schleppenden Beginn der Serie nieder. Das ändert sich allerdings zum Glück bald und die Geschichte wird dynamisch und weiß es mehrmals, den Zuschauer mit gelungen Twists zu überraschen. Der Anime steckt nicht nur voller Referenzen auf historische und kulturgeschichtliche Aspekte, etwa die Sklaverei und verschiedenen Formen politischer Herrschaft, er ist auch überaus gesellschaftskritisch und wirft zahlreiche ethische und philosophische Fragen auf. Hierbei verzichtet die Serie glücklicherweise auf moralistische Belehrungen, sondern überlässt die Einordnung dem dialektisch-kritischen Geist des Zuschauers. Das Ende der Produktion rundet die hervorragende Geschichte gelungen ab und lässt einen nachdenklich zurück wie kaum eine andere Serie.

 

Charaktere:

Hier liegen wohl am ehesten die Schwächen von «Shinsekai Yori». Die Figuren sind blass und machen dadurch wirkliches Mitfühlen seitens des Publikum fast unmöglich. Das klingt schlimmer als es ist. Denn dies ist storytechnisch durchaus, wenigstens in Teilen, bewusst so angelegt. Die Charaktere sind hier Mittel zum Zweck um die Handlung und nicht zuletzt auch die Atmosphäre zu transportieren. Dem kommt überdies zugute, dass sie sich im Großen und Ganzen realistisch und nachvollziehbar verhalten. Nichtsdestotrotz wären etwas interessantere Figuren meines Erachtens durchaus möglich und wünschenswert gewesen.

 

Musik und Bild:

Bei der musikalischen Untermalung gibt es keinen Grund zur Beanstandung, sie unterstreicht die Szenen stimmungsvoll und passend, ist für sich allein aber auch nichts Herausragendes. Eine Ausnahme, die in der Tat meisterhaft ist, gibt es jedoch, nur ist diese schon über ein Jahrhundert alt. Die Rede ist von der weltbekannten 9. Sinfonie des Komponisten Antonín Dvořák, deren Klänge in kleinen Auszügen immer wieder zu vernehmen sind. Die Verwendung dieses altehrwürdigen Werkes ist mehr als verständlich, schmiegt es sich doch wunderbar an die Handlung und trägt darüber hinaus mit «Aus der neuen Welt» den gleichen Namen wie die Serie. Im Unterschied zu den meisten anderen Animes besitzt «Shinsekai Yori» kein Opening, kann aber mit zwei für meinen Geschmack sehr gelungenen Ending-Songs (der erste davon in zwei verschiedenen Bebilderungen) aufwarten.

>> «Shinsekai Yori» Ending 1 (Version 2)     >> «Shinsekai Yori» Ending 2

Die Zeichnungen und Animationen sind mit Ausnahme einiger ausgefeilten Hintergründe recht schlicht und reduziert, die Farben eher gedeckt gehalten. Was bei anderen Produktionen vielleicht ein wenig negativ aufstoßen würde, passt hier stilistisch trefflich zur Gesamtatmosphäre der Serie.

Fazit:

«Shinsekai Yori» ist sicher nichts für jeden. Der Anime ist keine leichte Kost, die Charaktere unspektakulär und Comedy oder ähnliches sucht man hier vergebens. Will man jedoch eine der bestdurchdachten Geschichten des Anime-Universums erleben und hat ein gewisses Grundinteresse für philosophische, ethische und gesellschaftskritische Fragen, dann sollte man dieser einzigartigen Serie unbedingt eine Chance geben!

Zu «Shinsekai Yori» gibt es einen deutschsprachigen Fansub, eine Lizenzierung ist bis dato leider noch nicht erfolgt.

 

Quelle: aniSearch (Inhaltsangabe)